2024 steht ganz im Zeichen des ländlichen Raums, dem Handlungsfeld unserer Teilnahme am Bundesprogramm „Aller.Land“. Wir freuen uns auf eine spannende Zeit, Teil dörflicher Gemeinschaften sein zu dürfen in den 20 Orten der Amtsverwaltung Itzehoe-Land mit ihrer DORFKULTUR!
Wir sind dabei bei ganz alltäglichen Begegnungen in Vereinen, auf der Straße, in der Nachbarschaft in all ihrer Heterogenität. Wir folgen den Erzählungen der örtlichen Akteure, die wie kein Zweiter ihren Lebensraum kennen. Gemeinsam stellen wir Podcasts und kleine Foto- und Videogalerien her, setzen mit Speeldeel erfahrenen Plattsnackers dörfliche Ein- und Ansichten szenisch um, modellieren zusammen 360°-Begegnungsräume aus Geschichten der Nachbarschaft. Die Spurensuche führt u.a. zu Dorf-Skizzen (Ausstellungen bildnerischer Ansichten), Hör-Bars (Orte des Zuhörens von Podcasts und Live-Musik), zu Debattier-Küchen sowie mobilen Lichtbild-Trucks. Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr, ein Chor oder die Tanzgruppe der Landfrauen, ein Treffen der Landjugend, der landwirtschaftliche Familienbetrieb, das Bürgermeisteramt – sie alle nehmen uns mit, gemeinsam aus der Gemeinde auf die Welt zu schauen.
„Zwischen den Alt-Dörflern, den Zuzugs- und Neubaudörflern, den dörflichen Alternativ- und Bildungsbürgern und den neuen sozialen Unterschichten im Dorf gibt es eine Vielzahl von Konflikt- aber auch Überschneidungspunkten, die, werden sie produktiv gemacht und praktisch ausgetragen, dem regionalen Dorf eine neue Qualität verleihen. Hier liegt das eigentliche Kulturproblem der Dörfer: Mit den neuen Konstellationen fertig zu werden, mit dem von innen nach außen wachsenden neuen regionalen Dorf und seinen Bedürfnissen und Interessengruppen sensibel umzugehen und nicht in alte dörfliche Verhaltensweisen von Diffamierung und Ausgrenzung zurückzufallen. Ausgrenzung im regionalen Dorf ist oft weniger Strafe für den Betroffenen als vielmehr Verlust für das dörfliche Gemeinwesen, das dadurch potentielle Kulturträger verliert.“
(Albert Herrenknecht, zitiert aus Dorfkultur und Dorfkulturen von Hermann Bausinger, PROREGIO 8/1991)
Aller.Land in der Erprobung - am Beispiel der 3 Referenzgemeinden Hohenaspe, Kaaks und Oldendorf in der Entwicklungsphase 2024/25 und in allen 20 Gemeinden aus Itzehoe-Land in der Umsetzungsphase 2025-2030. Multifunktionale Räume für Gemeinschaften, kommunal und interkommunal, für gemeinschaftliche Aktionen, für beteiligungsorientierte künstlerische Interventionen in unserem ländlichen Raum, Plätze der Demokratie. Wir beteiligen uns an der Entwicklungsphase des Programms Aller.Land. Wir sind mit den Akteuren vor Ort auf Spurensuche nach Geschichten des Gelingens. Audio-visuelle Protokolle co-kreativer Perspektiven lenken den Blick aus dem Dorf auf die Welt. Podcasts und Videoclips entstehen. Sie dokumentieren persönliche Verortungen und interkommunale Gemeinschaften in herausfordernden Zeiten von Rechtsruck und Polarisierung. Sie bilden den freien Raum für iintegrative Kultur und Demokratie. Wir sind auf Sendung!
Für die Steuerung unserer Beteiligungsarbeit beziehen wir uns auf Leitthesen zur Kulturellen Identität. Vorerst haben wir uns 5 für dieses Projekt wichtige Ansätze herausgesucht, die einen Orientierungsrahmen für die Prozessentwicklung sichern. Es sind im Einzelnen:
• Debatte und Streitkultur
• Religion im öffentlichen Raum
• Einwanderungsland Deutschland
• Bürgerschaftliches Engagement
• Geschichte und Gedächtnis
Hierzu sind entsprechende Video-Clips bereits entstanden (weitere folgen) zum besseren Verständnis für die einzelnen Kulturvorhaben und Interventionen. Sie sind in der digitalen Modellierung unseres ländlichen Raums abrufbar. Hier findet sich der Kern unserer Beteiligung an Aller.Land. Aller.Land ist kein reines Kulturprogramm. Aller.Land ist ein lernendes Förderprogramm "im Prozess". Gefordert ist ausdrücklich Demokratiearbeit, regionale Entwicklung und politische Bildung - bei uns aufbereitet in den Dorfskizzen, einem interkommunalen Medium, einem Magazin aus der Mitte der Gemeinde, das auch über die Dorf-App zu gestalten und zu empfangen ist. Darin liegt einer unserer Schwerpunkte. Die Förderung der beteiligungsorientierten Kulturvorhaben ist in jedem einzelnen Vorhaben vorhanden.
Zurzeit befindet sich in unseren Referenzgemeinden die Erprobung herausragender Anwendungen in multifunktionalen Räumen. Für die Wohnzimmerkonzerte hat sich eine Zusammenarbeit mit der Musikhochschule Lübeck entwickelt. Weiter unterstützen wir die spielerischen Ansätze von Demokratie in den KiTas unserer Referenzgemeinden, fragen konkret "Was ist eigentlich Demokratie?" und ermitteln eine lokale Demokratie-Bilanz unserer Kleinsten. Auch lassen wir das industrielle wie auch immaterielle Kulturerbe des Niederdeutschen sprechen, öffnen uns ganz den Bedarfen und Ideen der Jugend im ländlichen Raum und tauchen ein in Biografien von Zeitzeugen dörflicher Entwicklung - aufbereitet und präsentiert in unseren ländlichen Redaktionen der Dorfskizzen - unser gemeinsames Medium zwischen den Gemeinden.
Wir sehen hin, was schon vorhanden ist, fragen nach Ergänzungen, nach Kooperationen und verstehen immer besser die regionalen Identitäten. Die Region verknüpft sich in den Geschichten des Gelingens und den gemeinsamen Aktionen und multifunktionalen Begegnungsräumen. Den Fortlauf unserer Beteiligung am Programm Aller.Land denken wir nicht vom Produkt her, wir denken in prozessualen Einheiten. Programm und Beteiligung sind eine lernende Symbiose.
Wir nehmen Teil am dörflichen Leben, sind mit den Akteuren auf Spurensuche in deren Netzwerken und sozialen Räumen. Wir sind zu Gast bei Familien, bei Vereinen und Verbänden. Wir finden Geschichten und Zeitzeugnisse, erleben die Orte der Gemeinschaft und freuen uns über Empathie und Beteiligungen auch aus der lokalen Wirtschaft.
Das Programm wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages sowie durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Programmpartner ist das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI). Aller.Land ist Teil des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung und regionale Wertschöpfung (BULE plus).