Neue Freundschaften entstehen und bestehende lassen sich festigen. Gemeinsames Singen kann einen „Eisbrecher-Effekt“ haben, der die oftmals komplizierte erste Phase des Kennenlernens überwinden hilft. Wir treffen uns wöchentlich im KulturBahnhof als außerschulischen Raum über eine Laufzeit von 9 Monaten, um zu erproben, was die menschliche Stimme so alles mit uns anstellen kann. Dies ist Gegenstand des Projekts „Summen, seufzen, singen“. Warum? „Weil es uns guttut!“. Begleitet von KünstlerInnen und Musikpädagogen machen wir gemeinsam im „Jahr der Stimme“ aus dem auditiven Kulturraum einen echten Resonanzraum.

 

Singfreudige AVSler - im Hintergrund ihre Lehrerin Maike Kühl (rechts) mit Dörthe Landmesser (Kantorin St. Laurentii)

 

Die Maßnahme richtet sich an Kinder und Jugendliche von 6 bis 16 Jahren, ist mehrstufig aufgestellt und reflektiert soziale Praxis und Ästhetik von auditiver Welt. Eingerichtet sind mehrere Plattformen kreativer Teilnahme. Hier finden wir die konzertante Ebene (Tradition+Moderne). Hier treffen wir auf meistenteils bekanntes Liedgut. Weiter können sich die Akteure auf der SingerSong-Plattform (Praxis+Ästethik) verorten mit ihren persönlichen Geschichten von sanft bis agitatorisch. Die experimentelle Plattform beheimatet Geräusch und Musik. Hier spielt das gesungene Wort eine eher untergeordnete Rolle – im Vordergrund vielmehr steht die Stimm-Performance als perkussives Klangexperiment. Zudem leistet das Projekt einen Beitrag zur Wahrung des niederdeutschen Kulturerbes: „Mit plattdüütsche Leder dörch Fröhjohr, Sommer, Harvst und Winter - mit Gesang vun de Plattdüütschkinner an de Auguste-Viktoria-School in Itzehoe.“ Verbunden sind alle Bereiche durch die sogenannte soziale Ebene (Gemeinschaft+Debatte), die sich als Querschnitt durch das gesamte Projekt zieht. Gesang verfügt neben der ästhetischen auch immer eine soziale Praxis. Je nach Neigung sind diese Bereiche frei wählbar, miteinander kombinierbar, immer schöpferisch. Im Zuge des Projektverlaufs denotieren selbst produzierte PodCasts und Radiosendungen die künstlerischen wie sozialen Arbeitsergebnisse. Diese sind zudem abgebildet in einer Dokumentation (print) und auf Tonträgern. Projektteilnahme ist immer auch Studiozeit, denn die einzelnen co-kreativen Prozesse - kommunikativ wie auch künstlerisch - werden von den Akteuren aufgezeichnet und bearbeitet. Dazu sind in Hausbesuchen kleine konzertante Statements geplant.

 

Die Gemeinschaft entsteht in der auditiven Verbindung aller Töne und Zwischentöne unter den Teilnehmern. Und das kann eigentlich jeder. Forscher fanden heraus, dass Gesang und Sprache gleich große Tonsprünge und eine ähnliche Klangfarbe besitzen. Gesang ist jedoch langsamer als Sprache, findet insgesamt in höheren Tonlagen statt und bleibt stabiler in bestimmten Tonhöhen als Sprache. Egal ob gesprochen, gegrölt, gesungen oder

leise gesummt, die menschliche Stimme ist dem Menschen so nah wie kein zweites Musikinstrument. Sie

wirkt nach außen als Kommunikationsmittel und nach innen als emotionaler Inkubator für Befindlichkeit. Was geschieht mit den Akteuren im Zuge des Projekts? Das Spektrum ist so groß wie die Summe der teilnehmenden Persönlichkeiten. Sie erscheinen groß und offensiv, wirken klein und demütig, klingen laut oder leise, wirken selbstbewusst oder abwartend. Singen tut gut, so die einhellige Überzeugung, Singen kann uns glücklich machen, ist gleichzeitig das intimste Medium in direkter Unmittelbarkeit zum „Instrumentalisten“. Summen, Seufzen, Singen sind da nur einige Beispiele, „bei sich zu sein“ als Manifestation oder Signal für eine Mitteilung.

 

Da wurde es dann doch ein wenig wuselig - 25 begeisterte Stimmen im Studio. (Foto K9KulturBahnhof)

 

Das war eine Aufregung – 25 SängerInnen um Dörthe Landmesser, unsere Kantorin St. Laurentii. Vornehmlich aus den ersten beiden Jahrgängen unterschiedlicher Schulen und in überwältigender Anzahl Mädchen, Mädchen, Mädchen enterten unser Studio. Nicht zu vergessen die Chorleiterin Dörthe Landmesser selbst. Auf dem Fahrplan die große Aufnahmesession mit den jungen Stimmen zu unserem Projekt „Summen, Seufzen, Singen – weil es guttut“. Acht internationale Lieder - eines sogar in lateinischer, ein anderes in schwedischer Sprache - wurden einstudiert und vorgetragen in besonderer Weise vor einer großen Aufnahmetechnik und ganz viel Extra-Personal im Studio. Das hat auch uns einen Riesen-Spaß gemacht, zumal als weiterer Höhepunkt nach der Aufnahme spontan ein kurzes Konzert live in der Bahnhofshalle „nachgereicht“ wurde. Sehr zur Freude der anwesenden Eltern und auch der meisten Fahrgäste.

 

Die singenden "Stifte" und best friend Roland Aust aus der Tontechnik. (Foto K9KulturBahnhof)

 

 

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