Kultur, Beteiligung und Demokratie im ländlichen Raum

 

Über 90 Regionen nehmen bundesweit an der Entwicklungsphase des Förderprogramms „Aller.Land – zusammen gestalten. Strukturen stärken.“ teil. Ziel des Programms ist es, mit kulturellen, künstlerischen und kreativen Vorhaben das Zusammenleben in ländlichen Räumen zu fördern und durch Bürgerbeteiligung die Demokratie vor Ort zu stärken. „Aller.Land – zusammen gestalten. Strukturen stärken.“ wurde von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gemeinsam mit dem Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) als Programmpartner gestartet. Der Bund stellt dafür von 2024 bis 2030 insgesamt 69,4 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) sowie aus Mitteln der bpb zur Verfügung. Das Förderprogramm für Kultur, Beteiligung und Demokratie richtet sich an ländliche, insbesondere strukturschwache Regionen in ganz Deutschland.

  • Gefördert wird in der Entwicklungphase die Ausarbeitung eines kulturellen Ansatzes ihres dörflichen Raums. Die Regionen haben anderthalb Jahre Zeit und erhalten finanzielle wie auch inhaltliche Unterstützung, um ein tragfähiges Konzept für ein beteiligungsorientiertes Kulturvorhaben an ihrem Ort zu entwickeln. In der jetzt gestarteten Entwicklungsphase mit dabei auch der Kreis Steinburg mit dem K9 KulturBahnhof als Akteur und Entwickler.

„Aller.Land„ zeichnet sich aus durch die Kombination einer eigenen Idee in jeder Region, einer umfassenden Zusammenarbeit und Netzwerkbildung zwischen Kommunen, Ländern und dem Bund sowie einem ressortübergreifenden Ansatz für Kultur, ländliche Entwicklung und Demokratiearbeit. „Aller.Land“ bringt Erfahrungen aus Bundesministerien und -einrichtungen, den Bundesländern und der kommunalen Ebene zusammen. In 2025 werden dann in einem Juryverfahren von den Entwicklern der ersten Phase bis zu 30 Regionen ausgewählt, damit diese über fünf Jahre ihre regionalen Konzepte erproben und umsetzen können. Mit dem zentralen Baustein der regionalen Gestaltungsmittel unterstützt das Programm „Bürgerbeteiligung in Verantwortung der kommunalen Selbstverwaltung“ (KoaV, S. 128) und zielt auf „ein neues kooperatives Miteinander mit den Kommunen [...] mit einem hohen Maß an Entscheidungsfreiheit vor Ort [...] und einer engagierte[n] Zivilgesellschaft“ (KoaV, S. 127).

 

  • Projektbeteiligung von K9 KulturBahnhof Itzehoe:                                                                                                    
    Freiraum Dorfkultur - Resonanzraum ländlicher Raum 

Engagementförderung ist Demokratiestärkung - Engagement macht stark. In sogenannten „TraceLabs/Freiraumstationen“ werden kulturelle Angebote zur kommunalen wie auch interkommunalen Mitwirkung entwickelt und realisiert. Hierzu zählen kulturelle Interventionen sowie diskursive Formate zu Dorfentwicklung und bürgerschaftlichem Engagement. Über den Projektzeitraum von zunächst einem Jahr wird der neue „Erlebnisort Ländlicher Raum“ digital modelliert und in einer interaktiven 3D-Karte der Region virtuell begehbar sein.

Ländliche Räume als attraktive, inklusive und demokratische Lebensregionen zu gestalten, ist das Ziel unserer Teilnahme am Programm „Aller.Land“. Demokratische Strukturen vor Ort stärken und eine Plattform für Bürger*innen, Zivilgesellschaft und Kommunen für ein gutes Leben in ländlicher Region zu bilden. Es geht um regionale Identität, es geht um die Sicherung der Demokratie in ländlichen Räumen, es geht um die Befriedung peripherer Lebensräume. Dies ist bereits in den Vorgesprächen beispielsweise mit der Kreisentwicklung als eine dringende Herausforderung im ländlichen Raum benannt worden. Darauf abgestimmt unsere Methodik:
• Wir diskutieren die Herausforderungen des bürgerschaftlichen Engagements
• Wir bündeln Fachdiskurse und geben Impulse
• Wir modellieren den neuen kulturellen Erlebnisraum „Ländlicher Raum“

Die Aller.Land-Projektbeteiligung von K9 geht von den 20 Gemeinden vom Amt Itzehoe Land aus, nördlich der Kreisstadt, rein ländlich geprägt. Die gesellschaftliche Herausforderung auch dieser Region ist der demografische Wandel und die Sicherung der Demokratie. Die soziokulturelle Arbeit im KulturBahnhof Viktoria ist von Anbeginn zugeschnitten auf unsere Region, hat hier ein umfangreiches Akteurs-Netzwerk aufgebaut, beteiligt sich intensiv an der Kompetenzvermittlung für kulturelle Bildung und modelliert interaktiv Geschichts- und Erlebnisräume in der digitalen Welt. Unsere Teilnahme an „Aller.Land“ sucht nach Wegen für Allianzen aus Kultur, Regionalentwicklung, Bildung und Demokratiearbeit in ländlicher Region, um so die Menschen vor Ort aktiv an der Gestaltung ihres Lebensumfelds zu beteiligen.

 

  • Erprobung einer möglichen Entwicklung im ländlichen Raum

Eine Ausgangsfrage lautet: Wie würden unsere Städte und Dörfer aussehen, wenn sie von den Bürgerinnen und Bürgern selbst gestaltet und regiert werden würden? Wenn wir diese Möglichkeit auch nicht an 365 Tagen pro Jahr am ganzen Ort haben können, dann könnten wir zumindest mit einem Tag an einem Ort beginnen. Das ist die Kernidee vom „Tag des guten Lebens“. Es gibt ihn bereits seit gut fünf Jahren – aber nicht in Schleswig-Holstein. Was passiert aber an solch einem Tag des guten Lebens konkret? An diesem Tag ist der öffentliche Raum in einen kreativen Freiraum verwandeln, der von der jeweiligen Nachbarschaft regiert und gestaltet werden darf, im Sinne des guten Lebens. Was das gute Leben ist, entscheidet jede Nachbarschaft für sich. Darüber diskutiert jede Nachbarschaft bereits zu Beginn des Projekts. Am Tag des guten Lebens dürfen die Bürger*innen auf der eigenen Straße alles das tun, was der Gemeinschaft wohl ist. Im Fokus steht die die kreative Gestaltung eines „Tags des guten Lebens“, abgestimmt auf typische „Eigenheiten“ der Gemeinden. Hierzu gehört • eine Auswahl von künstlerischen Interventionen zivilgesellschaftlicher Einrichtungen am Ort • Einbindung einer vernetzten Erarbeitung aus dem Kulturraum Niederdeutsch (u.a. Beteiligung regionaler Künstler) • erste digitale Modellierung eines interaktiven Erlebnisraums der Gemeinde (360°-Kartografie mit vernetzten kulturellen Beteiligungen). Dieser „erste Step einer digitalen Transformation“ am Ort würde weiterverarbeitet in einer möglichen Umsetzungsphase 2025-2030. Wir versprechen uns mit dieser Maßnahme weiterführende Erfahrungen im Zusammenspiel von Zivilgesellschaft, Verwaltung und Politik am Ort, woraus die nächsten Schritte für die Umsetzungsphase entwickelt werden können und Aufschluss geben zu vorhandenen oder nicht vorhandenen Partizipationskompetenzen vor Ort.

 

  • Projektstruktur

Für die Steuerung der Entwicklungsphase ist ein Kernteam eingerichtet. Seine Aufgabe ist die Prozesskoordination und Projektleitung. Dieses Team ist dem KulturBahnhof Viktoria angegliedert und rekrutiert bereits erfahrene Akteure aus der Projektarbeit der Einrichtung mit Kernkompetenzen in der Medienpädagogik, Regionalentwicklung/StadtLabor und Teilhabe/Interaktion von Kultur für alle. Das Kernteam ist im operativen Bereich tätig, treibt den Dialog mit den Gemeinden voran und rückkoppelt erste Ergebnisse zur fachlichen Steuerung durch die Lenkungsgruppe. Auch ist das Kernteam für die „Erprobung“ des beteiligungsorientierten künstlerischen und kreativen Projektes zuständig. Die große Herausforderung hierbei, eine gemeinsame Idee zu finden, die von vielen Akteurinnen und Akteuren vor Ort getragen wird, viele Menschen beteiligt und die Region langfristig weiterentwickelt. Die Kompetenzen der an den Projekten beteiligten Menschen in den geförderten Regionen qualifizieren sich über Bildungsangebote für Beteiligung und Mitgestaltung.. Nur mit starken Akteurinnen und Akteuren vor Ort lassen sich dauerhaft Strukturen, ein demokratisches Miteinander und aktive Lebenswelten stärken. Mit Beendigung der Entwicklungsphase werden aus den gewonnenen Erkenntnissen Empfehlungen für die Praxisphase 2025 - 2030 ausgesprochen.

 

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