Ernährungssouveränität auf den Grundpfeilern
städtischer und bürgerlicher Organisation
von Tanja Nielsen
Zusammenfassung
Der sich in den letzten Jahren entwickelnde Trend des urbanen Gärtnerns und die Lust der Menschen, in ihrer eigenen Umgebung aktiv zu werden, ist seit einigen Jahren vor allem in den Großstädten sichtbar. Doch auch viele Gemeinden und bürgerliche Organisationen stellen das vorhandene grüne Potential ihrer Region neu auf, um die Grünbereiche unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten umzugestalten. So ergab eine Rückfrage beim Geoökologen Herrn Dr. Lutz Kosack, der die „Essbare Stadt Andernach“ initiierte, dass bereits 400 Dörfer und Gemeinden an die Stadt Andernach herangetreten sind, um sich Informationen für eigene Projekte zu holen. Vermehrt verspüren Menschen wieder das Bedürfnis, wissen zu wollen, wer ihre Lebensmittel anbaut, unter welchen Bedingungen diese produziert werden und wie weit sie transportiert werden mussten. Das Bewusstsein über die weltweiten ökologischen und sozialen Konsequenzen des eigenen Konsums wächst und alternative Konzepte zur Versorgung einer Region mit hochwertigen, ökologisch angebauten Produkten, erlangen immer mehr Bedeutung. Es ist an der Zeit, auch in unserem schönen Kreis Steinburg den Grundstein für eine verbesserte Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung aus regionalen Quellen zu legen, denn „Essbare Städte“ sind widerstandsfähiger gegen äußere Einflüsse wie Klimawandel, Energiepreiserhöhungen und Finanzkrisen.
Regionale Problemstellung
Städte und Kommunen sehen sich in der Herausforderung, das städtische Grün so kostengünstig und rationell pflegbar wie möglich anzulegen. Somit ist es erschwert, großflächig hochwertige Anlagen mit Mehrfachnutzen für Bevölkerung, Flora und Fauna zu gestalten. Bürger haben häufig gar keinen Garten bzw. stehen im Konflikt, dass Gärten durch erhöhten Wohnraumbedarf verdrängt werden.
Regionaler Lösungsansatz Essbare Stadt – Urbane Landwirtschaft
Durch urbane Landwirtschaft werden die Bürger eingeladen – oder sie ermächtigen sich-, sich an der Gestaltung des städtischen Grüns zu beteiligen und ihre Lebensumgebung aktiv und zukunftsorientiert zu gestalten. Bisher ungenutzte Flächen oder unattraktive Ecken werden vielfältig bepflanzt und wieder einer Nutzung zugeführt. Monoton gestaltete Flächen werden unter ökologischen, ökonomischen und ästhetischen Aspekten neu gestaltet.
Zudem sei es das Ziel, die Bürger mit in die Verantwortung zu ziehen. Basierend auf bürgerschaftlichem Engagement lassen sich Vereine, Seniorenheime, Bildungseinrichtungen, etc. in die Betreuung „ihrer“ Flächen einbinden. Ein weiteres Ziel ist es Beetpatenschaften zu übergeben und langfristig auch in der Pflege Kosten zu sparen - bei gleichzeitig ästhetischem Nutzen. Die Stadt erblüht so als wachsendes Gesamtkunstwerk und bietet Menschen harmonische, kommunikationsfördernde Grünflächen, die sie beernten dürfen, mit denen sie sich identifizieren und auf denen sie sich gerne aufhalten. Der ästhetische, ökologische und soziale Wert der Flächen wird gesteigert. Städtisches Grün kann sich förmlich wieder als Lebensmittelpunkt etablieren, da es den Menschen Lebensmittel liefert. Lebendige, kommunikationsfördernde Flächen können zudem positive Auswirkungen auf Beteiligung/Integration von Menschen in prekären sozialen Lebenslagen mit sich bringen, z.B. Teilhabe von Geflüchteten, Arbeitslosen, Alleinstehenden, etc. Die Einbettung urbaner Landwirtschaft in die Gestaltung einer Stadt kann als Top-Down-Projekt von der Verwaltung initiiert werden (wie in Andernach), oder – wie meistens der Fall - als Bottom-Up-Projekt aus der Bevölkerung heraus organisiert werden. Erstrebenswert ist immer die Kooperation zwischen allen lokalen Akteuren und der Verwaltung, damit der größtmögliche Nutzen für alle erreicht wird.
Projektbeschreibung ITZ EDIBLE
Itzehoe bietet zwar bisher keine große innerstädtische Grünfläche, die sich im Stadteigentum befindet und die sich für das urbane Gärtnern eignet, aber wir verfügen über sehr viele Kleinflächen, die man mit überschaubar finanziellem Aufwand umgestalten kann. Bei einer Umgestaltung soll immer eine größtmögliche Multifunktionalität berücksichtigt werden. Ökologische, ökonomische, soziale und ästhetische Aspekte stehen im Vordergrund.
So entsteht ein Mosaik aus hochwertigen Flächen, das den Charakter der „Grünen Stadt Itzehoe“ besonders hervorhebt.
Folgende Gestaltungsideen und Maßnahmen schlagen wir vor:
Allgemein
Konkrete Orte und Gestaltungsideen
Ziele und Möglichkeiten von ITZ EDIBLE
Das umfangreiche Potential dieses Projektes kann man grob in die Bereiche „sozial, ökologisch und ökonomisch“ aufteilen, wobei viele Punkte einander bedingen und ineinander übergehen.
Sozial
Ökologisch
Ökonomisch
Schluss
Die Urbane Landwirtschaft bietet mit ihrer Vielzahl an Kleinkonzepten eine effiziente Möglichkeit, globalen Problemen lokal entgegenzutreten. Menschen aller Bereiche schließen sich zusammen, um Systeme zu entwickeln, die auf regionaler Ebene unser aller Grundbedürfnis decken: Gesunde, vielfältige, frische und unbelastete Lebensmittel, die nicht um die halbe Welt gereist sind, um auf unserem Teller zu landen.
Itzehoe als „Grüne Stadt“ des Nordens an der malerischen Stör hat so viel Potential, um sich zukunftsfähig und vielfältig zu entwickeln und weiter zu erblühen.
Lassen Sie uns gemeinsam Ideen sammeln, um unsere Stadt nachhaltiger, bunter und essbarer zu gestalten. Es ist an der Zeit, dass sich Itzehoe neu definiert und neu erfindet. Lassen Sie uns Itzehoe ein neues Markenzeichen geben, das auch den kommenden Generationen zu Gute kommt. Ein Markenzeichen, das auch unsere Generation sehen, schmecken und riechen kann: Die Essbare Stadt Itzehoe.
Das Beispiel Andernach zeigt, dass „nicht alleine der Kostenrahmen oder der politische Raum ausschlaggebend ist, sondern vielmehr die Kreativität und der Mut der lokalen Akteure, neue Wege zu gehen.“